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Die Leere von Heute

Heute fühle ich mich leer. Es ist fast Mitternacht; ich liege im Bett, höre schöne Musik von einer chinesischen Sängering und gelangweile mich zutiefst. Ich fühle mich leicht wie ein Feder, leicht wie der Wind, leicht wie die Gedanken, die wie Blitzer an meinem Kopf in den letzten Monaten vorbei fliegen. Dieses Gefühl, leicht wie ein Feder zu sein heißt es nicht, dass ich meine Seele frei von schweren Lästen habe oder dass ich mich von irgendwelchem Geist befreit habe. Das Gefühl ist vielmehr wie die Leere des Todes als ich ihn mir vorstelle. Es ist ein Nichts, ein dunkles Nichts, ein Wehen der Wind im Winter... kalt, so kalt, dass man die Glieder wie in Sekunden gefroren gelähmt bekommt und nichts mehr spüren kann.
Es ist das erste Mal, dass ich es eine Geschichte auf Deutsch zu schreiben wage. Deutsch ist ja nicht meine stärkste Sprache, doch ist sie tief in mir eingenistet, wie ein Tumor, den ich weder loswerden kann noch will. Ich weiß nicht wie sich diese Worten in den Ohren eines Muttersprachlers anhören können, ob sie völlig durcheinander und sinnlos klingen; ich weiß nicht mal, ob ich überhaupt meine tiefe und dunkle Gedanken mit Wörtern ausdrücken kann, egal auf welche Sprache. Doch ist die Tiefe und die Dunkelheit dieser Sprache genau das, was ich mir in Sachen Gefühle als Tiefe und Dunkelheit vorstelle.
Also, ich fühle mich leer. Ich weiß nicht, ob mein Herz schwer oder auch leicht ist, ich weiß nur, dass mein Kopf nicht das Denken wagt. Ich erzwinge mich, ich versuche es mit meinen ganzen Willen, aber ich kriege kein Gedanke aus meinem Kopf heraus...nur diese Leere, diese enorme Leere.
Ich habe meine Seele ihrem Schicksal überlassen. Ich habe sie ganz allein und erschreckt einer kalten Nacht in einem fremden Ort ausgesetzt. Seit Jahre bette ich nicht, seit Jahre denke ich nicht mehr an Engel, Wunder, das Universum oder die Kraft des Menschenwillen. Ich hörte damit auf, meine Seele zu pflegen, meine Liebe zu mir selbst mit Nahrung zu versorgen und jetzt steht sie da dürre, hilflos und schwach.
Heute fühle ich mich leer, aber ich weiß nicht wieso. Ich fühle mich verloren und wertlos als ob mein Existenz auf dieser Erde überhaupt keinen Sinn machte. Was bin ich auf die Welt zu vollbringen gekommen? Habe ich eine Aufgabe, die mir der liebe Gott anvertraut hatte gekriegt und sie nicht vollbracht und so Ihn auf miserable Weise enttäuscht? Ich würde sagen ja; heute würde ich sagen ja. Morgen sage ich vielleicht nein; aber heute, heute sage ich ja.

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